Samstag, 30. August 2014

Wandern in und um Tromsø

Nach dem Zwischenstopp auf dem letzten Campingplatz ging es nun weiter Richtung Süden. Campingplätze fahren wir in Norwegen eigentlich nur wegen dem Internet und eventuell wegen einer Waschmaschine an, da es bisher überall gute Servicestationen zum Wasserwechsel gibt.

Die letzte Woche waren wir ziemlich viel wandern. Zum einen wegen der extrem reizvollen Landschaft - riesige Berge, welche direkt aus dem Wasser der Fjorde zu wachsen scheinen – und zum anderen wegen des herbstlichen Wetters. Trotz der Sonne, die sich ab und zu durch die Wolken und den Nebel kämpft, hat es leider keine Badetemperaturen mehr :(

Auf dem Weg nach Tromsø haben wir die Lyngsalpen passiert, wo wir in Djupvik unter anderem einen tollen Ausblick von unserem Frühstückstisch aus hatten. Vorbei an schönen Bergpanoramen und gewundenen Fjordstraßen ging es letzten Freitag weiter nach Skibotn, wo wir eine schöne Wanderung auf über 500 Höhenmeter inkl. Hochmooren mit reichlich Moltebeeren und Wasserfällen unternahmen. Auf den Gipfeln bzw. anderen Wanderzielen gibt es immer kleine Bücher, in welche sich die tapferen Wanderer eintragen können.

Einen Abstecher zum “arktischen Matterhorn” im Signaldal gab es noch, bevor wir uns zu unserer nächsten Gletscherwanderung bei Elvenes auf der anderen Fjordseite von Skibotn aufgemacht haben. In schöner Abendsonne ging es an einem sehr kalkhaltigen, milchigen Bach durch eine schöne, grüne Hochebene zum Steindalsbreen Gletscher.

Bevor wir am Sonntag nach Tromsø aufgebrochen sind, haben wir noch schnell zwei Becher Himbeeren gepflückt, welche in der Nähe unseres Rastplatzes überall wild wuchsen. Neben den Himbeeren und Moltebeeren hatten wir auf einer Wanderung im Skibotntal auch Steinbeeren gesammelt, so dass es die nächsten Tage immer wieder leckere Beerenmischungen mit Joghurt, Müsli, Haferbrei und Pfannkuchen gab – lecker! In Tromsø haben wir am Hafen neben dem Polarmuseum übernachtet. Von dort haben wir das Zentrum der Stadt erkundet, welches auf einer Insel liegt und durch eine ziemlich beindruckende Brücke mit dem Festland (dort steht u.a. die imposante Eismeerkathedrale) verbunden ist.

Eine vergleichbare, abenteuerliche Brücke liegt auf der gegenüberliegenden Inselseite und führt zu weiteren Inseln. Unter anderem zur Insel Sommaroy, der Sommerinsel, welche ihrem Namen alle Ehre machte und uns in schönsten Sonnenschein empfing. Daher blieben wir dort zwei Nächte neben einem schönen Strand und machten uns erst am Mittwoch wieder zurück Richtung Tromsø auf. Von der kleinen Insel aus haben wir auch eine Rad- und zwei Wandertouren unternommen. Eine Wanderung hat uns zu zwei Bergseen mit großartigen Ausblicken geführt. Auf dem Rückweg hat uns dann eine Nebelwand überrascht, welcher allerdings nur im Tal lag. Oberhalb von zweihundert Metern schien die Sonne aber noch munter weiter.

Auf dem Rückweg und nach einer weiteren Nacht in Tromsø sind wir am Donnerstag auf den Berg oberhalb der Eismeerkathedrale gewandert, zu welchem man auch mit der Bergbahn hochfahren kann. Aber da wir eh in Übung waren, ging’s natürlich zu Fuss auf die 420 Höhenmeter.

Da wir mal wieder Wäsche waschen mussten (vier Maschinen!) sind wir seit Donnerstag Abend bereits die zweite Nacht auf einem schönen Campinglatz oberhalb von Narvik. Heute Nachmittag geht’s aber weiter – erstmal kurz nach Schweden, um etwas günstiger einzukaufen und uns die Mehrwertsteuer von einigen “Teilchen” (=Susi’s Sünden) rückerstatten zu lassen ;)

Liebe Grüße + bis bald, Susi & Torsten














































Donnerstag, 21. August 2014

Norkapp und noch viel mehr Norwegen

Ja, wir haben letzten Mittwoch unser erstes großes Etappenziel, das Nordkapp nach nunmehr insgesamt 5.765 km und knapp zwei Monaten seit unserem Start erreicht. Es war ein spannendes Gefühl ganz oben im Norden von Europa angekommen zu sein. Beeindruckend war auch, dass sich das Landschaftsbild in Norwegen so abrupt verändert hat, während es sich von Deutschland über Polen, Littauen, Lettland und Estland bis nach Finnland gefühlt nur gemächlich änderte. Auch das Wetter war anders – der Sommer hat sich hier oben wohl schon verabschiedet. Die meiste Zeit war es wolkig, neblig, kühl und Regen gab es fast täglich. Den heftigsten Wind bisher hatten wir am Nordkapp, wo wir zwei Nächte auf dem Parkplatz verbracht haben. Nachts wurden wir durch die kräftigen Windböen ziemlich heftig in unserer mobilen Einraumwohnung durchgeschüttelt.

Bevor wir jedoch am Nordkapp in dichtem Nebel angekommen sind, ging es am Dienstag noch entlang am Porsanger Fjord nach Trollholmsund, wo eine Horde von goldbeladenen Trollen von der Sonne überrascht und zu Stein wurden. Gold haben wir keines gefunden, dafür aber eine traumhafte, rauhe Landschaft mit Buchten voller glasklarem, kalten Wasser. Die Straßen dort waren zum Teil fest in der Hand von Schafhorden, denen die Sonne nix ausmacht. Im Gegenteil - manche hielten auf aufgewärmten Asphalt ein Nickerchen.

Weiter am Porsanger  Fjord entlang schlängelte sich unser Weg vorbei an vielen von Bergen umrahmten Buchten. Durch den Nordkapptunnel ging es zum Teil 212 m unter dem Meeresspiegel auf die Insel Mageroya, auf welcher das Nordkapp liegt. Wie auf dem Bild unseres Navis ganz gut zu erkennen ist, ist der fotogene Felsen mit der Nordkappstation und der stählernen Erdkugel nicht der nördlichste Punkt, sondern eine unscheinbare Landzunge westlich davon. Eigentlich wollten wir zu dieser wandern (insg. 18 km Wanderweg), aber das Wetter war leider extrem wechselhaft und ungemütlich – wir müssen uns ja auch noch etwas für den nächsten Besuch aufheben :) Zumindest war ich in der Früh 5 km laufen. Die sehr ungemütliche Zeit haben wir mit Entspannen, Kartenschreiben, Sushi-Basteln (@Moon: vielen Dank für deine Lehrstunden!!!), Fotoshooting mit einem Nordkapptroll und dem Erkunden der doch rechten großen Nordkapp-Erlebnis-Station verbracht. Belohnt wurde unser Besuch noch mit einem Rekord in der Welt des Radsports – der nordischsten Zieleinfahrt beim “Arctic Race of Norway”. Die Burschen haben dort mal geschwind die 204 km von Hammerfest zum Nordkapp in unter 5 Stunden zurückgelegt. Wir waren am Samstag auch in Hammerfest, haben aber unterwegs noch übernachtet ;) Interessant fanden wir die unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln, mit welchen die vielen Besucher zum Nordkapp kommen - neben den täglichen Bustouristen und üblichen Autofahren bzw. Campern haben wir Radreisende, einen Mann mit Liegerad und einige Tramper getroffen. In Finnland hat uns ein Camper ein Foto von einem Österreicher gezeigt, welcher dieses Jahr mit dem Traktor ans Nordkapp gedüst ist!

Vor Hammerfest der angeblich nördlichsten Stadt der Welt (nach einer anderen in Alaska :) haben wir uns letzten Freitag noch das “Kirchenportal” bei Skarsvag und das Fischerdorf Gjesvaer (dort starten die Boote zu den Vogelsafaris) auf der Insel Mageroya angeschaut. Vor Hammerfest wird auf einer Insel Erdgas gefördert – ob das den Eisbären gefällt?

Nach diesem Abstecher ging es weiter nach Alta, wo wir am Sonntag den berühmten Felszeichnungen an der Fjördküste, der Innenstadt mit Nordlichtkapelle und den naheliegenden Sautso Canyon (10 km mit Rad + 14 zu Fuß) einen Besuch abgestattet haben. Auf dem Museumsgebiet und in der wilden, zum Teil sehr sumpfigen Canyonumgebung haben wir auch unsere ersten Moltebeeren gefunden – lecker! Auf dem Weg zum Startpunkt des Canyonwanderweges haben wir auch ein Gefährt für die Sommertrainingsstunden der Schlittenhunde entdeckt, mit dem wir - 9 bis 12 Hunde vorausgesetzt - die 300 Höhenmeter sicher einfacher als mit unseren Fahrrädern zurückgelegt hätten. Belohnt wurde die Radtour und das überqueren mehrerer Bäche und Moore mit sehr viel schöner Natur, Moltebeeren, einem Blick in Europas größten Canyon und Begegnungen mit viele Rentieren bei deren Abendspaziergang.

Zur Erholung ging es am Montag ins Schwimmbad mit Sauna nach Alta. Die Nacht haben wir unterhalb einer Springquelle im Bognelv-Tal verbracht, welche wir gleich nach dem Frühstück am Dienstag besucht haben. Ist schon cool zu sehen, wie so ein Bach scheinbar aus dem Nix entsteht. Nach der Erholung am Montag wollten wir noch eine Wanderung zu Norwegen’s einzigem Gletscher unternehmen, welcher direkt ins Meer kalbt, dem Oksfjördjokelen. Es hat aber leider kräftig geregnet, so dass wir es auf Mittwoch verschoben haben. Die Wanderung zum Gletscher  (jeweils 7 km) war sehr schön, aber auch sehr mühsam, da der Weg ziemlich bergig sowie steinig war und zum Teil nur über kleine, verschlungene “Ziegenpfade” am Rand der steilen Küste führte.

Heute sind wir wieder mal auf einem Campingplatz auf dem Weg Richtung Tromso, um die gesammelten Erlebnisse zu posten…

Liebe Grüße + bis bald, Susi & Torsten