Seit dem letzten Blog sind nun schon wieder etwas mehr als zwei Wochen
vergangen und beim Schreiben des letzten Eintrages waren wir ja bereits im Süden
Portugals. Die Zeit vergeht momentan leider wie im Fluge. Wahrscheinlich liegt
dies auch daran, dass sich unsere 365 Samstage langsam dem Ende zu neigen und
wir uns schon wieder mit Gedanken beschäftigen, wo wir danach wieder sesshaft
werden möchten. Bei all den für uns neuen, sehr schönen Landstrichen und vor
allem dem (zum Glück) großartigen Wetter sind wir täglich am Erkunden und
Entdecken. Meistens bis die Sonne untergeht und danach hält sich der Drang den
Computer einzuschalten ziemlich in Grenzen. Zuerst einmal muss ja immer
Abendessen zubereitet und gemeinsam mit den vielen Eindrücken des Tages verdaut
werden :) Und so schiebt man das Heraussuchen der Fotos und das Blogschreiben
immer vor sich her…
Jetzt haben wir aber nach zwei Wochen und 1.100 km in Portugal endlich die
Zeit gefunden, um euch von unseren weiteren Erlebnissen zu berichten. Das
Kurzfazit zur südlichen Algarve, der Atlantikküste im Westen und Lissabon
lautet: extrem sehenswert – besonders gut hat uns die abwechslungsreiche Küste
und das milde, frühlings- bis sommerhafte Klima Ende Februar gefallen!!! Wir
können jetzt sehr gut die vielen Senioren aus allen möglichen Ländern verstehen,
welche hier überwintern.
Unser erster Stopp nach Sevilla war nach 150 km auf einem einfachen, aber
ziemlich gut besuchten (im Sommer als Pkw-Parkplatz genutzten) Stellplatz in
Manta Rota, welcher direkt hinter einer großen Düne an einem kilometerlangen,
breiten Sandstrand liegt. Zudem war der Strand voller Muscheln in allen Größen
bzw. Formen und somit unser Wohnmobil nach dem Besuch sicher ein paar Kilo
schwerer… Der Strand war wirklich traumhaft und hat zu langen Spaziergängen,
morgendlichen Jogging-Läufen, gemütlichen Lesepausen oder einfach zu Telefonaten
mit Kollegen über den baldigen Wiedereinstieg eingeladen. In der Nähe vom
Stellplatz verlief auch ein ganz gut ausgeschilderter Algarven-Radweg, welchen
wir für einen Ausflug durch das bereits frühlingshafte, blühende Portugal
genutzt haben – aber nur 30 km :)
Von Manta Rota ging unsere Reise weiter in Richtung Westen hinter Faro nach
Falesia. Auch hier handelte es sich zwar um einen Stellplatz ohne WC, aber dafür
war alles extrem gemütlich eingerichtet und mit eigenen Parzellen unter
schattigen Bäumen fühlten wir uns nicht wie auf einem “Parkplatz”. Zudem lag der
Platz nur 500 m hinter dem nächsten traumhaften Strand. Nur dass es hier vor dem
Strand keine Sanddüne, sondern eine Steilküste aus orange-weißen Sandstein gab.
Was uns bereits am vorherigen Strand beeindruckt hat, war der extreme
Unterschied zwischen Ebbe und Flut des Atlantiks. Nach den letzten Wochen im
spanischen Inland und der Zeit zuvor am Mittelmeer, waren wir ziemlich erstaunt,
dass der Strand das eine Mal fast “weg” war und das Wasser bis an die Steilküste
spülte, während er sich beim nächsten Mal fast hundert Meter weit bis zur
Wasserkante erstreckte.
Da der Platz so schön war und unsere Wäsche eh zum Trocknen hing, habe ich
überlegt, ob ich nicht prophylaktisch das Abgasrückführungventil ausbauen und
reinigen sollte… Mir fehlte jedoch das passende Werkzeug, aber da hatte Susi
bereits unseren sehr netten Nachbarn aus den Niederlanden unser Vorhaben erzählt
und wie sich herausstellte hat dieser zu Hause eine eigene Werkstatt und auch
unterwegs war er bestens mit allen möglichen technischen Raffinessen
ausgerüstet. Da konnte eigentlich nix mehr schief gehen und nachdem er mir
seinen großen Werkzeugkoffer geliehen hatte und ich die Anleitung aus dem
Internet nochmal quer gelesen hatte, ging es los… Bis Schritt Nr. 10 ging auch
alles paletti und das Ventil war relativ schnell aus und auseinander gebaut. Das
Ding war wirklich ziemlich verrußt! Schritt Nr. 11 hätte ich bis ganz zum Ende
lesen sollen, denn da stand, dass die Schrauben, die das eigentliche Ventil mit
dem kleinen Elektromotor verbinden, ziemlich schwer gehen und leicht abbrechen
können. Aber da hatte ich bereits einen Schraubenkopf in der Hand. Vielen Dank
an dieser Stelle an Reinhard und Dieter, welche die Überreste der Schraube mit
Rohrzange, WD-40 und Bunsenbrenner aus dem Ventil geholt haben und sogar eine
passende Ersatzschraube dabei hatten!!! So konnte ich das gute Stück reinigen
und nach dem Zusammensetzen wieder einbauen. Alles in allem hat die Operation
mit vier Stunden doch etwas länger gedauert als die in der Anleitung angegebenen
45 Minuten. Aber ich war trotzdem stolz, das Ventil gereinigt zu haben und vor
allem dass der Motor noch lief. Zur Entspannung gab es anschließend einen
schönen Strandspaziergang mit Sonnenuntergang.
In den zwei darauffolgenden Tagen haben wir unseren kleinen Roller genutzt,
um die zwei am Meer gelegenen Städte Faro und Albufeira zu erkunden. Dabei hat
uns Faro mit seiner kleinen Altstadt besser gefallen, da Albufeira mit seinen
vielen Souvenirshops und Bars ziemlich touristisch wirkte. Besonders die wilden,
betagten, britischen “Touristinnen” mit einem Pint of Beer zur Happy Hour waren
etwas gewöhnungsbedürftig ;) Dafür war das Essen in beiden Orten wirklich
exzellent.
Mit blühenden Bäumchen als Frühlingsboten reisten wir schließlich weiter nach
Lagos. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Halt an der zauberhaften Steilküste
am Strand “Praia de Marinha”. Leider wurde dieses tolle Erlebnis etwas getrübt,
da sich die Motorkontrollleuchte nach nicht mal 5 km Fahrt zurückgemeldet
hatte…und das nach der spannenden “Operation” :( In der Hoffnung, dass die Lampe
wieder ausgeht oder wir doch noch eine Ford-Werkstatt finden, sind wir erst mal
nach Lagos weitergefahren.
Dort war unser Stellplatz direkt neben einem Zirkus, welcher jedoch seine
letzte Vorstellung für diesen Ort bereits begonnen hatte. So haben wir den
langen und von Muscheln übersäten Strand genossen. Am nächsten Tag haben wir die
beeindruckende Steilküste vor Lagos als auch die schöne Altstadt inklusive
deutscher Bäckerei mit extrem leckeren Kuchen besucht. Zwei Stück Kuchen haben
wir sofort vertilgt, drei weitere haben wir uns einpacken lassen…
Gestärkt sind wir am Nachmittag sogar noch an den südwestlichsten Zipfel
Portugals und Europas zum Cap Vincente weitergedüst. Dort hatten wir uns schon
auf die letzte Thüringer Rostbratwurst vor Amerika gefreut, nur leider haben die
zwei deutschen Bratwurstverkäufer nur zwischen Ostern und Oktober geöffnet :(
Dafür gab es wieder mal schöne Steilküsten und wilde Surfer (mit zum Teil sehr
individuellen und ausgefallen Wohnmobilen) an idyllischen Strandbuchten!
Vom Cap Vincente ging es nunmehr weiter an der westlichen Atlantikküste
Richtung Norden. Nach einem nächtlichen Zwischenstopp am wild tosenden Atlantik
(über 1 km vom Campingplatz entfernt, aber trotzdem gut zu hören) fuhren wir
weiter in die Hauptstadt Lissabon. Auf dem Weg in die Stadt haben wir noch bei
einer Ford-Werkstatt angehalten, jedoch wollten die Techniker hier 50 EUR für
die Auslesung des Fehlercodes und ein Wechsel des Abgasrückführungventils hätte
300 EUR gekostet. Daher haben wir uns erst einmal entschieden, das gute Stück
ein zweites Mal auszubauen, um zu schauen, ob ich beim ersten Mal alles korrekt
wieder zusammengebaut oder irgendetwas vergessen hatte. Gesagt – getan: das
zweite Mal ging bereits wesentlich flotter (ca. 1 Stunde) und ich hatte dann
auch auf die elektrischen Kontakte geachtet und diese gut gesäubert, während
mein Focus beim ersten Mal nur auf dem mechanischen Ventil lag. Und siehe da,
seither läuft er wieder ohne Warnlampe!
Wieder etwas entspannter konnten wir die wirklich tolle Stadt mit ihrem
ganzen Charme und den vielen, vielen Sehenswürdigkeiten zu Fuß oder auch mit der
urigen Straßenbahn genießen. Für das Erkunden haben wir uns schließlich ganze
drei Tage Zeit genommen.
Auf dem Weg zurück nach Spanien haben wir dem kleinen Städtchen Evora mit
seinem unter UNESCO Weltkulturerbe stehenden Altstadtkern einen Besuch
abgestattet. Zur Erholung von so viel Geschichte und Kultur gab es noch einen
Tag Entspannung auf einem kleinen portugiesischem Campingplatz, auf welchem wir
endlich unsere Tischtenniskellen eingeweiht haben. Diese haben wir ja nun schon
fast ein Jahr durch Europa gefahrenen … :)
Bis bald + liebe Grüße, Susi & Torsten
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